Übungsbeschreibungen

Ba Fan Huan Gong – Rückkehr zum Ursprung

Beschreibung der Übungen

Vorwort

Die nachfolgenden Bemerkungen zum Hintergrund und Gehalt der Fan Huan Übungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und allgemeine Gültigkeit.

Sie sind eine subjektive Sammlung meiner eigenen, nunmehr fast 30 Jahre andauernden Übungserfahrungen mit der Fan Huan – Methode, aber auch  das Resultat von Erkenntnissen und Erfahrungen von WegbegleiterInnen, die sie mir im kollegialen Austausch vermittelt haben.

Mir ist bewusst, dass ich mit diesen schriftlichen Informationen mit einer langen  Tradition der Übermittlung des Fan Huan Gong breche, wurden diese Übungen doch stets von Mund zu Mund, oder besser „von Herz zu Herz“, also durch direkte, persönliche Unterweisung von Lehrern auf SchülerInnen übertragen. Die globale Vernetzung unserer heutigen Welt rechtfertigt jedoch in meinen Augen einen weniger exklusiven und offeneren Meinungs- und Erfahrungsaustausch.

Die Lektüre meiner Hinweise und Deutungen soll und darf jedoch das eigene Erleben dieser in meinen Augen sehr gehaltvollen Qigong-Übungen in keiner Weise vorwegnehmen oder gar manipulieren. Es wäre also gut und wünschenswert, wenn sie alle meine unten aufgeführten Interpretationen und Erklärungen beim Üben gleich wieder vergessen könnten.

Walter Gutheinz, Berlin

Aufbau der Übung

Fan Huan Gong besteht aus 8 bewegten Übungen und 4 Übungen des Stillen Qigong.

a) Bewegte Übungen

b) Stille Übungen

Grundsätzlich gilt beim Ba Fan Huan Gong: Je mehr die 8 bewegten Übungen praktiziert werden, um so mehr ist die Stille Übung vonnöten und umgekehrt!

Die Stillen Übungen des Fan Huan Gong beinhalten vier Methoden, die stufenweise aufeinander aufbauen:

  • Harmonisierung der Atmung
  • Embryonales Atmen
  • Ursprung des Himmels
  • Helles, Reines Yang

Fortschreitend von der Oberfläche gelangt man zu immer größerer Tiefe und Verwirklichung. Hauptsächlich wurden von Prof. Cong in Deutschland die ersten beiden Methoden unterrichtet.

  1. Harmonisierung der Atmung (Tiao xi gong)

Setze dich nieder, lasse alle ablenkenden Gedanken und Wünsche versiegen. Die Augen richten sich auf die Nasenspitze; die Lider sind halb oder ganz geschlossen. Die Aufmerksamkeit wandert den Nasenrücken hinauf zu Mingtang, der „Halle des Lichts“, dem Quadratzoll zwischen den Augen an der Nasenwurzel. Das Herz wird ganz still, der Atem ruhig und gleichmäßig, lang, dünn und weich. Der Blick geht nach innen, zuerst zum Herz, dann hinunter zur „Öffnung der Vorfahren“, die man auch die „Wurzel des Himmels und der Erde“ oder auch den „Urgrund der Goldenen Blüte“ nennt. Das ist des Fan Huan geheimnisvolle Methode. Ganz natürlich geht der Atem und damit auch das Qi in den Bauch und steigt unmerklich auf. Die normale Respiration, d.h. die Aufnahme von klarem kosmischen Qi und die Abgabe von verbrauchtem, trüben Qi, wird immer mehr ersetzt durch die Aufnahme des kosmischen Qi bei der Einatmung und dessen Bewahrung im unteren Dantian während der Ausatmung. Hilfreich unterstützt wird dieser Prozess durch das Praktizieren der umgekehrten Bauchatmung, kombiniert bzw. ergänzt von einer virtuellen „Körperatmung“.

  1. Embryonales Atmen (Taixi Gong)

 Die normale nachgeburtliche Ein- und Ausatmung (s. o.) – die Atmung des späten Himmels – wandelt sich im Laufe des Übungsprozesses zur vorgeburtlichen Atmung, der Atmung des frühen Himmels. Diese ist eine „Innere Atmung“, entsprechend der Atmung eines Embryos im Mutterleib. In den natürlich immer länger werdenden Atempausen tritt der Stoffwechselaspekt des Atmens mehr und mehr in den Hintergrund, das Qi beginnt zu kreisen und das Gewahrsein von Kommen und Gehen, von Werden und Sterben, das „kosmische Atmen“ rückt in den Vordergrund. Man übt bis sich „die Kehle mit dem süßen Tau benetzt und sich unter dem Herzen als kühler Tropfen sammelt“. Wenn du sie nur immerzu übst, wirst du auch im hohen Alter noch das Aussehen eines jungen Menschen haben.

3. Ursprung des Himmels (Yuan Qian)

4. Helles Yang, Reines Yang (Yang Ming)

Hat man alle Stufen erreicht, so verwirklicht sich das daoistische Menschenideal: Innen ein Heiliger, außen ein Souverän.(Nei sheng wai wang)

c) Bedeutung der Übung

Fan Huan bedeutet : Zum Ursprung zurückkehren, zur Quelle zurückkommen, im Sinne von „das Alter umkehren, zur Jugend zurückkehren“. Es ist eine Dan-Übung, wobei mit Dan hier der Zinnober oder die Zinnoberperle gemeint ist; also etwas sehr Wertvolles, denn aus dem Zinnober pflegten die Alchemisten Gold zu machen.

Fan Huan Gong betrachtet, wie viele andere Qigong-Übungen auch, Jing, Qi und Shen als die 3 großen Schätze des Menschen, die als lebensspendend und lebenserhaltend gelten. Jing wird dem Yin zugeordnet, Qi und Shen dem Yang. Alle 3 Komponenten stehen in wechselseitiger Verbindung, wobei aber Jing der Ausgang, die Grundlage und damit der wichtigste Faktor ist. „Ist die Essenz Jing ausreichend, so bedeutet das Leben, wenn sie weicht den Tod. Sie ist die große wirkkräftige Substanz des Menschen“.

Die Essenz Jing pflegen bewahrt die Wurzel, das Qi pflegen bewahrt das Shen und somit Gesundheit und langes Leben! Alles andere ist ein Irrweg! Jing hat die Fähigkeit das Qi zu erzeugen, Qi kann Shen hervorbringen. Ein Meister des Yangsheng (heute Qigong) hüte zuerst seine Essenz wie einen Schatz, denn ist sein Jing in Fülle vorhanden, so wird sein Qi robust sein; ist sein Qi stark, so blüht sein Shen. Ein blühendes Shen aber bedeutet Gesundheit für den Körper und nur wenige Krankheiten werden entstehen.

Jing ist in den Nieren gespeichert. Fan Huan Gong betont daher die herausragende Bedeutung der Niere. Durch Kombination von Bewegungs- und Stillen Übungen wird das wahre, ursprüngliche Yin und Yang genährt und unterstützt. Dabei ergibt sich ein Stufenweg:

Die 1. Stufe heißt: Bilden der Grundlage (Zhuji). Hier steht die Methode zur Herstellung des Kreislaufs des Lichts (Xiao Zhoutian) im Mittelpunkt.

Die 2. Stufe heißt: Läuterung und Umwandlung. Kennzeichnend ist die Methode der gesammelten Arbeit durch rückläufiges Drehen des Mühlrades. Aus der Verschmelzung und Vereinigung der drei Schätze, der drei Perlen des Dantian entsteht ein Embryo, das Embryo des Dao oder der Dantian-Embryo. Aus ihm entwickelt sich der „Diamantene Leib“.

Die 3.Stufe heißt: Erwärmen und Ernähren. Vorherrschend ist die Methode der Ausbrütung und Beendigung!

Die 4. Stufe heißt: Geburt des Embryos. Auf ihr vollzieht sich die Methode des „Loslassens der Hand“.

Ist diese letzte Stufe erreicht, dann ist der menschliche Körper über das Gewöhnliche in jeder Beziehung hinausgehoben.